Am Sonntag, 4. Dezember 2022, wurden unsere Mitglieder zum Jahresabschluss nach Amsoldingen eingeladen.
Für mich als im März zurückgetretener Präsident war es eine Ehre, am letzten Anlass 2022 die 27 Teilnehmenden nochmals begrüssen zu dürfen. Unter den Teilnehmer war auch Erica, ein Schnuppermitglied fürs Jahr 2023, welche wir in unseren Reihen herzlich willkommen heissen. So konnte ich den Teilnehmenden den Ablauf des Nachmittags erläutern, wir wollten ja nicht den ganzen Nachmittag in einem gedeckten Saal sitzen und auf das Abendessen warten. Somit stand als Erstes ein Begrüssungs-Apéro auf dem Programm, welcher gespendet wurde. Als Zweites stand die Besichtigung der Kirche Amsoldingen auf dem Programm und drittens wartete ein leckeres Abendessen auf uns. So machten wir uns nach dem Apéro auf den Weg in die Kirche Amsoldingen. Hinter der Kirche befindet sich das Schloss Amsoldingen mit dem dazugehörigen See, dessen sich Louise Elisabeth de Meuron-von Tscharner Eigentümerin nennen durfte. Madame de Meuron war in Bern ein bekanntes Stadtoriginal.
Zur Geschichte der Kirche: Ein kleiner Vorgängerbau um 700 n. Chr. mit dem gleichen Altarstandort wie heute. 1191: Die Zähringer verwüsteten beim Vormarsch ins Berner Oberland einen Teil der Kirche. Um 1200: Wiederaufbau mit dem angrenzenden Schloss. Um 1300: Christophorus-Darstellung an der Nordwand. Es wird vermutet, dass die ganze Kirche bemalt war. Um 1400: Bau des Kirchturms, es handelt sich um den grössten Eingriff in die romanische Bausubstanz. 1576: Die Kirche brannte, die Brandreste liess man liegen und es wurde ein Holzboden verlegt, damit die Adligen mit dem Pferd in die Kirche reiten und die Predigt sitzend vom Ross miterleben konnten. 1978 wurde die Kirche renoviert und der Boden wurde in den Originalzustand zurückgebaut. Überlebt hat der Taufstein aus dem 14. Jahrhundert, die Holzdecke von 1668. In der aus der Zeit um 1200 stammenden Krypta sind römische Säulen aus Aventicum und Allmedingen eingemauert. Die Krypta diente unter anderem als Pfarrhauskeller und Käselager bis 1876. Nach dem Brand wurden die Säulen nach Thun zur Aufbewahrung gebracht und 1978 wieder eingesetzt. Thun wollte nicht alles zurückgeben. So kam es, dass einige Säulen aus Kunststoff nachgebildet wurden.
Zu dieser Zeit war Amsoldingen durch zwei Flüsse von Thun getrennt, nämlich von der Kander, die durch das heutige Glütschbachtal floss, sowie durch die Aare.
Madame de Meuron
Ich glaube, niemand fand es langweilig. Leider konnten wir das Schloss mit dem See nicht besichtigen, da es auch heute noch in Privatbesitz ist. Es kamen viele Fragen zu Madame de Meuron auf. Ihr herrschaftlicher Lebensstil war auffällig. Sie war Eigentümerin mehrerer Häuser in der Berner Altstadt sowie der Alp Rämisgummen oberhalb von Eggiwil. Dazu hatte sie väterlicherseits das Schloss Amsoldingen geerbt, mütterlicherseits Schloss Rümligen, ihren langjährigen Hauptwohnsitz.
Einige Anekdoten aus dem Leben: Als Berner Stadtoriginal trug sie altmodische Trauerkleidung, Spazierstock und Hörrohr. «So ghör i nume, was i wott!» Ihr Diener durfte das Auto überall stehen lassen. Dem anwesenden Polizisten erklärte sie: «Me laht das da!» Das Berner Tram benutzte sie stets ohne Billet, denn «i bi vor em Tram da gsi!» Unbekannte Personen fragte sie direkt: «Syt dir öpper oder nämet dir Lohn?» Einen Bauern, der sich auf den Kirchenstuhl der Familie Frisching setzen wollte, belehrte sie: «Im Himmel obe sy mer mynetwäge alli glych, aber hie unde wei mer einschtwyle no Ordnig ha!» Vor Gericht zeigte sie immer eine mittelalterliche Bescheinigung der niederen Gerichtsbarkeit für den Rümliger Schlossbesitzer. Nebst kleinen Busen wurde sie über die aktuelle Rechtsordnung belehrt. Sie starb 1980 im Spital Riggisberg mit fast 98 Jahren. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof von Gerzensee. Vieles kann man bei Wikipedia nachlesen.
Feiner Abschluss
Zurück im Saal konnten wir feststellen, dass auch die letzten drei rechtzeitig den Weg zum Abendessen fanden, welches etwas früher fertig war. Der Koch Christian, der uns auch in den letzten Jahren bekochte, präsentierte wiederum ein tolles Menü: Vorspeise – eine leckere Kürbissuppe, zum Hauptgang gab es «Suure Mocke, Härdöpfustock, Rotchabis» und zum Dessert diverse gluschtige Sachen. Es hat sicher allen gemundet und der Applaus war eine kleine Geste zum Dank. Er wird sicher auch nächstes Jahr mit von der Partie sein, einfach mehr im Hintergrund beim Kochen! Wir alle danken dir! Auch ein grosser Dank an Gastgeberin Verena! Besser bekannt als die älteste Schwester meines kleinen Bruders und ihr Grosskind Nicole. Sie haben uns vorbildlich bedient und den Saal wunderbar hergerichtet. Danke vielmals. Somit ging für mich und hoffentlich auch für alle Anwesenden ein schöner 2. Advent zu Ende. Uns blieb nur noch übrig, allen Teilnehmer zu danken, frohe Festtage und einen guten Rutsch zu wünschen. Wir sehen uns sicher im Jahr 2023 bei guter Gesundheit wieder.
Text: Euer Housi vo Thun
Fotos: Fritz Weber