Freitag kurz vor Mittag treffen die ersten Teilnehmer auf dem Campingplatz ein und bis zum Abend füllt sich unsere Parzelle nach und nach. Nach einem kurzen Regenguss bessert sich das Wetter bald wieder und mit Bierchen oder Kaffee prostet man sich zu und setzt sich in die Runde zum Plaudern. Kurz nach Mitternacht erreicht uns eine erste Gewitterfront, die zweite, heftigere Front zieht am frühen Morgen über uns hinweg. Glück gehabt, die Markisen sind gut verankert und wir bleiben von Schäden verschont.
Im Verlauf vom Samstag reisen die drei letzten Parteien an, wir zählen 15 Wohnmobile und Wohnwagen, 29 Erwachsene, 2 Kinder und ein Baby, das während der Rallye zwei Monate alt wurde. Zwei Familien sind sogar mit drei Generationen anwesend.
Am Nachmittag ist eine Besichtigung mit Degustation der Mauler & Cie SA vorgesehen. Die einen machen sich zu Fuss auf den Weg nach Môtier, andere nehmen den Zug oder das Velo. Wir sollten uns beim Bahnhof alle wieder treffen, doch wo sind sie? Sie stehen bereits vor dem Gebäude bei Mauler, wo wir von Yves empfangen werden und die Führung pünktlich beginnen können.



Der Firmensitz von Mauler ist in einem ehemaligen Kloster. Der Name Môtier bedeutet Monasterium = Kloster. Das Kloster St. Pierre wurde im Jahr 600 nach Christus von Mönchen aus dem Burgund gegründet und bis ins Jahr 1536 von ihnen bewohnt. Nach der Reformation mussten die Mönche wegziehen und das Kloster wurde als Zehntenhaus umgenutzt um die Steuer einzulagern, welche zu jener Zeit in Naturalien, meistens Weizen, bezahlt wurde.
Später hatte das Kloster diverse Besitzer. Ab dem Jahr 1762 wohnte sogar Jean-Jacques Rousseau für drei Jahre dort und hatte die Idee eine Druckerei aufzubauen um eine Erstausgabe seiner Werke herauszugeben.
Bereits im Jahr 1859 zieht Louis-Edouard Mauler aus dem Elsass, wo er bis dahin den Vin Mousseux herstellte, in das Kloster und erfreut sich am geräumigen und tiefen Keller mit seinen optimalen konstanten Temperaturen. Seit mehr als 190 Jahren, heute in der vierten – fünften Generation existiert Mauler und ist somit die älteste Firma im Val de Travers.
Die Reben für den Vin Mousseux wachsen an den Hängen des Neuenburgersees und werden mit der «Méthode traditionnelle» (Flaschengärung) zu edlen Schaumweinen verarbeitet. Der erste Gärprozess erfolgt im Fass. Bevor der Wein in die Flasche kommt, wird Rohrzucker und Champagner-Hefe beigefügt und die zweite Gärung beginnt. Damit sich das Depot im Flaschenhals sammelt, ist das bekannte «Rütteln» wichtig. Das Depot wird nach rund 2-3 Jahren durch kurzes Tieffrieren mit 6 bar aus der Flasche geschleudert. Dann muss die Flasche nur noch verkorkt und etikettiert werden und ist bereit zum Versand und Verkauf.
Leider können wir den Weinkeller nicht besuchen, alle Führungen waren ausgebucht und unsere Gruppe wäre zu gross gewesen. Aber an der Theke werden uns verschiedene Kostproben gereicht, von Brut, Sec, Demi-Sec bis zu alkoholfreien Schaumweinen. Es ist eine sehr lehrreiche und interessante Führung.
Zurück auf dem Campingplatz dürfen wir uns erneut in den Alkohol stürzen, unser Eröffungsapéro mit Fahnenaufzug zum Bernermarsch steht auf dem Programm. Selbstverständlich stehen aber auch alkoholfreie Getränke zur Verfügung. Die selbstgebackenen Apérohäppchen von Marcelle sind wieder einmal mehr der Hit. Merci viumau! Nach dem Apéro können wir bei schönem Wetter die Grilladen und Zutaten vorbereiten und gemütlich den Abend ausklingen lassen.
Leider werden wir in der Nacht wieder von einer Gewitterfront geweckt, doch der Sonntag zeigt sich dann doch noch etwas freundlicher als erwartet. Um die Mittagszeit marschieren einige los, um in St.-Sulpice das VW-Museum zu besuchen. Dort gibt es gar manche Rarität und Kuriosität zu bestaunen, doch die meisten Fahrzeuge sind Wracks und mit Themendekorationen verziert. Wer nicht mit ins Museum geht, schiebt oder wirft ein paar Boules beim Petanque spielen.



Zum Nachtessen treffen wir uns im Campingbeizli. Als endlich alle, ob mit dem passenden Visavis oder nicht, ihren Platz fanden, können die Rechauds eingeheizt werden. Wir haben Fondue im Brot bestellt, wo wir uns alle darauf freuen. Das Fondue wird im ausgehölten Brot serviert, dazu ein paar Brotstücke, ansonsten muss man vom Rand weitere Brotstücke abbrechen. Angeblich soll es eine Spezialität sein. Es ist wirklich ein sehr spezielles und interessantes Erlebnis, das wohl einmalig bleiben wird. Auch wenn nicht alles optimal läuft, trotzdem ist es kein Grund dem Rallyeorganisator in den Rücken zu fallen. Einige gönnen sich noch ein Dessert, andere treffen sich beim Spielplatz und haben viel Spass mit dem Hölzlispiel Mölkky, bis es wirklich zu dunkel wird und man sich eine gute Nacht wünscht.



Montagvormittag werden bereits die ersten Vorbereitungen zur Heimreise getätigt. Am frühen Nachmittag steht Kaffee und Kuchen auf dem Programm, mit dem wir die Rallye beenden. Die Klubfahne wird wieder eingezogen und verstaut, bis sie im nächsten Rallye im August zum Einsatz kommt.
Bericht: Karine Fischer
Bilder: Karine Fischer & Fritz Weber