Samstag 8. Februar 2025
Endlich einmal dürfen auch wir in Gesigen, kurz vor Spiez, die Autobahnausfahrt mit dem Wegweiser «Polizei» benutzen. Wir sind 20 Personen, davon zwei Kinder und treffen uns am 8. Februar 2025 um 11.00 Uhr auf dem Areal, um an einer Führung Einblick in den Alltag des Rettungsdienstes zu erhalten. Vor dem Eingang werden wir von Judith und Mirjam begrüsst und in zwei Gruppen aufgeteilt.
In der Fahrzeughalle stehen auf der einen Seite die Ambulanzen und auf der anderen Seite die Polizeiautos schön in Reih und Glied. Die neusten Ambulanzfahrzeuge basieren auf einem Mercedes Sprinter, die kleineren auf einem VW T5. Uns wird ein Ambulanzfahrzeug näher vorgestellt und wir dürfen auch ins Fahrzeug einsteigen. Es ist ausgerüstet mit verschiedenen Überwachungsgeräten, Sauerstoff, diversen Medikamenten, und einem ca. 15 kg schweren Notfallrucksack. Zum Lenken eines Ambulanzfahrzeuges wird der Führerausweis C1 benötigt und ist ein Kriterium für eine Bewerbung bei der Rettungssanität.
Übrigens, die Meinung, dass der Einsatz mit Blaulicht und Sirene mehr kosten soll als nur Blaulicht ist falsch. Richtig ist – ein Einsatz wird nach Zeit und km berechnet. Blaulicht und Sirene gehören eigentlich immer zusammen. Denn nur mit Sirene hat das Fahrzeug in jedem Fall Vortritt. Nur mit Blaulicht müssen sich die Fahrer an die normalen Verkehrsregeln halten.
Im Schulungsraum vernehmen wir beim Vortrag ein paar Zahlen und Fakten. Die Sanitätspolizei STS ist dem Spital Thun angegliedert, hat zusätzlich einen Stützpunkt beim Spital Zweisimmen und deckt das Gebiet im Simmental und Saanenland bis Thun ab. Die Sanitätspolizei FMI ist dem Spital Interlaken angegliedert und deckt das östliche Oberland ab und Münsingen wiederum ist der Insel angegliedert und für den Grossraum Bern zuständig. Sind alle Teams aus einem Gebiet unterwegs wird das Einsatzgebiet aber auch von einem anderen Stützpunkt abgedeckt. So hilft man sich gegenseitig aus, damit immer ein Fahrzeug einsatzbereit ist. Koordiniert werden alle Einsätze durch die Sanitätsnotrufzentrale 144.
Gesigen ist der zweitgrösste Rettungsdienst im Kanton Bern und der grösste Ausbildungsbetrieb. Zurzeit werden 110 Mitarbeiter beschäftigt, davon über 20 Lernende. In die Ausbildung wird viel investiert, da auch die Rettung vom Fachkräftemangel betroffen ist.
Die Betreuung von Grossanlässen wie z.B. der Ironman in Thun oder das Schwingfest gehören ebenfalls zu den Aufgaben.
Ist kein Einsatz fällig, werden administrative Arbeiten erledigt, die Fahrzeuge gereinigt oder mit Partnerorganisationen wie Feuerwehr oder Polizei diverse Übungen gemacht.
Wer die Notrufnummer 144 wählt, wird als erstes gefragt aus welcher Gemeinde man kommt und die genaue Adresse, dann um welche Verletzung es sich handelt. Sofort wird eine Meldung an die Sanitätspolizei weitergegeben mit der Dringlichkeit und wo der Einsatz stattfindet. Das Team fährt los und erst nach und nach werden weitere Details bekannt, wie Name, Geschlecht und weitere Informationen. In welches Spital die verletzte Person gefahren wird entscheidet das Team im Fahrzeug. Es kann aber auch sein, dass ein Spital keine Patienten mehr aufnimmt, weil die Notaufnahme überlastet ist oder keine Betten mehr frei sind. In diesem Fall ist das Team gefordert und muss ein anderes Spital anfahren. Ausgenommen von dieser Situation sind lebensbedrohliche Verletzungen, die werden meistens direkt in die Insel gefahren und müssen aufgenommen werden.
Zum Schluss ein paar Zahlen aus dem Jahr 2023
- Rund 9500 Einsätze pro Jahr oder 27 pro Tag
- 17 Fahrzeuge, davon 12 Ambulanzen und 5 Einsatzleiter- und Pikettfahrzeuge
- Knapp 64 Vollzeitstellen
- 26 Auszubildende Rettungssanitäter
Im Anschluss an diese interessante Führung fahren wir gemeinsam zum nahegelegenen Grillplatz. Während dem Einfeuern wird der Glühwein im Kupferkessi langsam warm und es kann angestossen werden. Zur Auswahl hat es für Durstige auch Bier oder Mineral dabei. Über der Glut werden die Bratwürste gegrillt und dazu gibt es Brot und Chips. Es ist bereits nach 16.00 Uhr als wir uns nach einem Kaffee verabschieden und die Heimreise antreten. Es war ein rundum gelungener Anlass, das Wetter meinte es auch gut mit uns, es war wohl kalt, aber trocken. Und wie heisst es doch – es gibt kein schlechtes Wetter nur unpassende Kleidung.
Wir danken Yannic für die Organisation, Judith und Mirjam für die interessante Führung und allen die an diesem Anlass teilgenommen haben.
🗓: 08.02.2025
🏕: Rettungsdienst Gesigen bei Spiez BE
















Text: Karine
Fotos: Karine